Mittwoch, 14. Mai 2014

The Aussie Short is over

Stevens und der “Non”-Event.

Zinsentscheid der RBA.

Was ist letzte Nacht passiert, bzw. nicht passiert und dadurch passiert …

Eines steht seit letzter Nacht unumwunden fest und ist von der Agenda aller Marktteilnehmer gedanklich gestrichen worden.

Weitere Zinssenkungen wird es in Australien nicht mehr geben.
Der Zinsboden ist erreicht und damit ist auch die Zielrichtung nun “offiziell” gesetzt, denn die kleine Cousine hat den Weg bereits vorgezeichnet, auch wenn viele in der westlichen Welt dies immer noch nicht glauben können/wollen.

Wir schätzen das nach spätestens 2 Sitzungen die RBA dem Beispiel der kleinen Cousine folgen wird, also Ende Sommer 2014 die erste Zinserhöhung bekannt geben wird.
Hierfür sprechen u.a. die genannten Fakten, die im Statement mit benannt wurden:

  • die öffentlichen Ausgaben werden ab September gesenkt
  • der Wechselkurs ist im historischen Vergleich zwar hoch (letzten 20 Jahre zum USD sind gemeint), aber die RBA sieht eine allgemeine Stabilität der Preise (logisch die offiz. Inflationsrate ist mit 2-3% beziffert)
  • die australische Wirtschaft hängt nicht so sehr, wie allgemein immer behauptet von der Entwicklung in China ab, Exportzahlen siehe Tabelle unten, Japan und Südkorea spielen eine ebenso sehr starke Rolle, d.h. die direkte Korrelation AUD-China wird künftig mit eingepreist werden
Was haben wir damit künftig in der Praxis?
  • Zinssenkungen können nicht mehr eingepreist werden (the Aussie Short is over!)
  • Jede Art von Kursrückgang ist künftig als Einstiegssignal zu werten und wird von den meisten Marktteilnehmern auch so gehandelt werden
  • In Annahme künftiger Zinserhöhungen ist damit die zweite große Welle des Bullenmarktes eingeleutet
  • Der Aussie ist “der globale Rohstoffmarkt mit Coupon” und die großen Finanzmarktakteure werden genau das wieder antizipieren.
Zusammenbrechende Assetmärkte in Nordamerika, Europa und Japan, abschmelzende Renditen, sinkende Zinsspreads rücken Australien und Neuseeland wieder ins Zentrum des globalen Renditekapitals, da diese beiden Finanzplätze nicht das Manko des diktatorischen Staubsaugers wo Übernacht-Kapitalverkehrskontrollen und/oder kurzfristige politische Veränderungen den Kapitalrückfluß bedrohen, wie in allen lateinamerikanischen und asiatischen (außer Japan) Staaten sonst.

Mehrere Podcasts zu dem Thema haben wir hier und ich auf der Metallwoche bereits gemacht.
Wovon profitieren Aussie-Investoren?
Es ist uns egal wer als erster feuert!
Egal ob Mario, Kuroda, Peking oder gar die SNB.
Janet wäre für uns auch ok, nur bekommen dann leider die “Anhängsel” des Aussie – ohne Coupon sofort Flügel, daher sehen wir die FED als Letzte im Bunde, auch wenn der Immobilienmarkt schon langsam anfängt zu schreien.

Was könnte den Aussie-Investoren die Suppe versalzen?
Ein globales “Stecker ziehen” – ihr kennt diese Formulierung von uns. Ob bewußt herbei geführt oder durch einen Unfall entstehend, nur die Shorts dafür sind bekannt.
Eine andere Möglichkeit wären sofortige Zinserhöhungen im Lila-Laune-Land, wir sind daher ja “DM” long.
Weiterhin könnte die FED NY ganz plötzlich eine völlig andere Geldpolitik anstreben und die geplanten Zinserhöhungen unverzüglich umsetzen und damit den USD retten – USDX long.
Egal wie realistisch man diese Varianten einschätzt, man kann und sollte sie im Hinterkopf behalten, auch wenn sie noch so unrealistisch erscheinen mögen. Für alles andere streicheln wir unsere Kookaburras.

Noch ein paar subjektive, persönliche Anmerkungen (Charts dazu stehen auch dutzendfach im Blog):
Der sogenannte “faire” Wert des Aussie zum Euro bewegt sich seit Aufzeichnungen um die 1,50 herum.
Der Kurssturz nach unten auf die 1.15 war im ersten Anlauf eine Übertreibung, diese wurde nun korrigiert, auch hier wieder mit einer Übertreibung bis fast an die 1.60 heran.
Dies in einem Umfeld des größten Aussie-Bärenmarktes seiner Geschichte, mit historisch einmalig gigantischen Shortpositionen auf den Aussie. Einem Zeitraum wo zeitgleich ein nie dagewesendes Euro-Rückholprogramm lief, weil die globale Investorengemeide von faktischen Eurobonds ausgeht (die werden sich noch wundern).

Der “faire” Mittelwert des Euro zum Aussie liegt mittlerweile bei ca. 1.30.
Die speist sich u.a. aus einer Kaufkraftparität (KKP) des Euro zum USD von 1.26 und einem sich nun herausgebildeten Bodenwert des Aussie zum USD von 0.90+ -1.00. 
(Der alte “faire” Wert lag bei 0.75 bis 0.80)
Im Gegensatz zum USD gibt es für den EURAUD keinen Future (schön öfters hier erklärt), hier bilden sich also reale Geldströme ab, die nur bedingt gehebelt (von den großen Adressen) gehandelt werden können.

Die globale Liquidität wird nachwievor gespeist durch die BoJ – Volker hat diesen Umstand im deutschsprachigen Raum einer breiteren Öffentlichkeit gegenüber überhaupt erst bekannt gemacht! – daher ist der erste Kanditat der am ehesten von neuer umfassender Liquidität der BoJ profitiert immer der AUDJPY (“Der Long für die Ewigkeit”), denn japanische Großinvestoren haben zudem eine Affinität zu Australien, nicht nur wegen der unten stehenden Zahlen.

Das Finanzierungskonzept japanischer Großinvestoren durch Yen-Liquidität haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis heute 99% aller westlichen Finanzmarktanalsysten und Kommentatoren nicht verstanden.

(Vielleicht habe ich es ja der “göttlichen” Fügung meines Mentors – siehe CFD PC – und eines wachen Geistes zu verdanken, das sich mir diese Welt erschlossen hat.)
Eine Denke, die man auch bis heute nicht versteht oder verstehen will, ist das die real existierende Housing-”Bubble” in Australien ebenso wenig ein reales Problem darstellt, wie die real existierende “Brücken-ins-nichts-bauen”-Bubble in China. (Auf die konzentrierte Rückführung der Housingkredite der Australier bin ich bereits in einem Podcast eingegangen)

Nicht nur diesen Punkt haben China, Australien und Japan gemeinsam:
Sie sind bei sich selbst verschuldet (in jeweiliger “DDR” Blechmark) und sind alle grundsätzlich (nicht nur punktuell)  Netto-Exporteure.
Einen Luxus den die FED versucht grade krampfhaft herzustellen – “Treasuries coming home”
und vom dem Lila-Laune-Land und die anderen BRI(C)S-”Titanen” nur träumen können.


Quelle: - veröffentlicht am 07. Mai 2014
http://www.chartblubberei.com/the-aussie-short-is-over/